Halsband oder Geschirr?

An dieser Frage scheiden sich häufig die Geister: Manche Hundeführer bevorzugen das Halsband, wieder andere das Geschirr. Und beide Lager haben sowohl Recht, als auch Unrecht. Denn hierbei gibt es kein Entweder/Oder. Beides hat seine Berechtigung. Er kommt, wie immer im Leben einfach auf die Gelegenheit an.

Also ist die Frage eher: wann nutzt man was?

Ganz klar ist schon mal: Hunde müssen an der Leine geführt werden. Innerhalb geschlossener Ortschaften immer, außerhalb dann, wenn der oder die Hundeführer*in nicht sicher auf den Hund einwirken, sprich, den Hund nicht sicher abrufen kann. Die Leinenpflicht wird durch Bundesland und Kommune geregelt.

Damit der Gang an der Leine für Hund und Frauchen/Herrchen nicht zur Tortur wird, ist es wichtig, dass der Hund "leinenführig" ist, das heißt, dass er entspannt an der lockeren Leine neben dem/der Hundeführer*in hergeht und nicht an der Leine zieht. Ein Hund, der ständig an der gespannten, meist kurz gehaltenen, Leine geführt wird ist nicht leinenführig! Die Leinenführigkeit muss gelernt und trainiert werden das gilt für Hund und Führer*in! Und hierfür eignet sich ein Halsband am besten. Es stellt eine direkte Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer*in sicher. Beide spüren eher, wenn zu viel Zug auf der Leine ist. Man hat somit eine leichtere, genauere und bessere Einwirkungsmöglichkeit auf den Hund.

Das ist auch beim Trainieren anderer Fähigkeiten von Vorteil: Die Kombination Leine/Halsband kann z.B. als "Erinnerungssignal" bei Befehlen wie "Sitz" oder "Platz" fungieren: durch einen sanften Ruck an der Leine wird der gesprochene Befehl unterstrichen, wenn er nicht gleich ausgeführt wird.

Beim Führen am Geschirr nimmt das Tier diesen Vorgang nicht so gut wahr.

Allerdings birgt das Halsband auch so seine Gefahren: Die Halsregion beim Hund ist sehr empfindlich. Zu starkes Zerren an der Leine kann zu Schäden an der Wirbelsäule oder Luftröhre, zu Kehlkopfentzündungen, hohem Blutdruck, erhöhtem Augeninnendruck, Husten oder chronischem Röcheln führen. Daher ist hier Vorsicht geboten! Auch der/die Hundeführer*in muss den richtigen Umgang mit Leine und Halsband lernen!

Und natürlich kommt es auch darauf an, das richtige Halsband zu wählen. Verboten sind mittlerweile Stachelhalsbänder (in Deutschland seit 25. Juni 2021). Nicht verboten sind sogenannte "Würger". Diese sollten aber unbedingt einen Zugstopp besitzen und nur unter bestimmten Vorkehrungen benutzt werden. Den Gebrauch einen solchen Halsbands sollte man möglichst meiden und bestenfalls zur Erziehung nutzen. Es wird oft beim Trainieren des Leinenführigkeit verwendet, wenn sich der Hund nicht durch sanftere Methoden dazu erziehen lässt. Idealerweise kann man auf ein Würgehalsband wieder verzichten, wenn der Hund sauber an der Leine geht. Ein dauerhafter Gebrauch eines Würgers ist keinesfalls zu empfehlen.

Gute "normale" Halsbänder gibt es in verschiedenen Qualitäten, Materialien, Breiten und Längen. Es sollte möglichst passend gewählt und ausreichend breit sein. Wichtig ist auch der Verschluss: Er sollte ausreichend stabil sein.

Geschirre sind wichtig für das Führen an der Schleppleine beim Trainieren der Rückruffähigkeit oder beim Freilauf.

Es sitzt sicherer als ein Halsband, ein Hund kann sich nicht so leicht aus einem Geschirr herauswinden, wie das manchmal bei einem Halsband möglich ist. Es ist für den Hund oft bequemer und auf jeden Fall ist die Gefahr einer Gesundheitsschädigung beim Hund geringer. Es eignet sich auch gut dazu, den Hund bei einer Autofahrt zu sichern, insbesondere mit einem entsprechenden Adapter für die üblichen Gurtschlösser in Fahrzeugen.

Zudem wird das Geschirr bei verschiedenen Arbeitshunden gerne eingesetzt, z.B. beim Fährtentraining. Schon das Anlegen des Geschirrs signalisiert dem Hund, dass nun die "Arbeitszeit" beginnt, es bereitet ihn mental schon mal auf die anstehende Aufgabe vor.

Viele Geschirre besitzen auch einen Griff, an dem der/die Hundeführer*in das Tier schnell und sicher kurz greifen kann. Manchmal ist das auch nützlich, den Hund daran hochzuheben. Das wird häufig bei Diensthunden genutzt.

Allerdings ist die Kommunikation über Leine-Geschirr unpräziser als bei der Kombination Leine-Halsband. Es ist daher für die Ausbildung der Grundkommandos weniger gut geeignet. Zudem ist es für manche Hunderassen schwer zu bekommen.

Fazit: Es ist also wie meistens im Leben: Alles hat seine Zeit. Man sollte beides besitzen und je nach Anforderung benutzen. Die (gar nicht so schwierige) Kunst besteht darin, abschätzen zu können, welches der Utensilien gerade besser geeignet ist.